Sportfreunde Stiller

Die Aufstellung ist gut, der Name ungewöhnlich. Die Sportfreunde Stiller passen sowohl ins "Konzept" des Indie-Pop als auch ins größere Geschäft radiotauglichen Pops. Wie haben sie das bloß geschafft?

Der Ball ist rund

Geht es um Fußball? Ja, irgendwie schon. Häufig wurden die Sportfreunde Stiller bereits in einen Vergleich mit dem schönen Sport gezogen. In etwa so: Rhythmische Abwehr, besorgt von Florian Weber (Schlagzeug); flankiert vom hinteren Mittelfeld durch Rüdiger Linhof (Bass); in eine finale Siegesformation bzw. siegreiche Aufstellung gebracht durch den Spielmacher und Stürmer Peter S. Brugger (Gitarre, Gesang). Aber die drei haben ja auch selber Schuld, denn erstens sind sie passionierte Fußballfans (bis auf Peter, der Bayern-Freund ist, Fans des TSV 1860 München); zweitens hat auch der Bandname mit Fußball zu tun: Er geht zurück auf den Namen eines Bezirksligatrainers beim SV Germering: Hans Stiller. So etwas gibt es auch nicht oft im Pop - dass Menschen des Sports Namenstaufpaten für Bands werden.

1997 begegnen sich die drei erstmals; und weil sie während eines Auftritts, dem Münchner Szene-Impressario Marc Liebscher vor die Füße geraten, wird aus Spaß alsbald Spaß mit Ernst: Die Sportfreunde Stiller werden Profis. Sie machen also weiter, und werden schnell berühmt. Vergleiche mit anderen Bands wie den Sternen und Tocotronic bleiben nicht aus, denn auch die Sportfreunde fabrizieren poppigen Indie-Rock und singen dazu deutsche Texte. Doch gerade in textlicher Hinsicht hinkt der Vergleich: Die Politizität der beiden Hamburger Bands ist nichts für die Sportfreunde. Eher hat man den Eindruck, Peter würde lieber einfach drauf los singen, anstatt tagelang im Denkzimmer zu verbringen und den Falten auf der Stirn beim Wachsen zuzuschauen. So geht es in den Texten vor allem um die sympathischen Alltäglichkeiten des Lebens, um nicht mehr, aber auch nicht um weniger.

Einmal Buffalo Tom

"Einmal Buffalo Tom supporten, dann lösen wir uns auf", verkündete Peter, offensichtlich ein Riesenfan der legendären Emo-Core-Band. Supportet haben die Sportfreunde die Band allerdings noch nicht, sonst würde es sie ja nicht mehr geben. Stattdessen haben sie erfolgreich Platten aufgenommen, kontinuierlich ihre Fanbase vergrößert und massenweise Konzerte gegeben. Die Songs Wunderbaren Jahren und Kleines Geheimnis - beide von ihrer ersten EP Macht doch, was ihr wollt, ich geh jetzt - kann man aus dem Radio kennen. Aber so richtig los geht die Karriere der Band erst mit der zweiten EP Thonträger: Große Plattenfirmen spitzen die Ohren und umzingeln die Band. Den Zuschlag erhält schließlich Motor, wo sie bis heute unter Vertrag sind.

Im Frühling 2000 endlich erscheint der von den Fans lang herbei gesehnte erste Longplayer; eine Platte mit Fußballtitel, was sonst: So wie einst Real Madrid. Die Reaktionen sind positiv, nicht zuletzt wegen der Indie-Hits Heimatlied, Wellenreiten '54 und Fast wie von selbst. Gemeinsam mit der befreundeten Band Readymade spielen die Sportfreunde kurz darauf mehrere EPs ein - ein Spaßprojekt. Man covert sich gegenseitig oder Berühmtheiten wie The Cure. Auch live ist alles bestens: die Tournee ist ein Erfolg, auch weil die Sportfreunde sehr kumpelig und frei von Allüren wirken - die Zuschauer lieben das. 2002 erscheint dann ihr zweites Album Die gute Seite. Das Album festigt ihren guten Ruf als musikalisch wertvolle Indie-Sympathieträger. An ihnen weiß man, was man hat. Das ist gut so, und deshalb bleiben sich die Sportfreunde auch auf ihrer letzten Studio-LP Burli weitgehend treu.